von Egbert Elsholz
Vor einiger Zeit erschien in einer Zeitschrift unter der Überschrift "USA-Reise für Privat-Piloten" ein Hinweis auf Pauschalreisen für Selbstflieger in den Weststaaten der USA. Für meinen Freund und für mich war dies der Anstoß zu einem Reiseerlebnis, das für uns Mitteleuropäer doch recht ungewöhnlich ist.
Wir forderten von dem dort angegebenen Veranstalter einen Prospekt an und stellten dem Angebot unsere eigenen Vorstellungen gegenüber. Dabei stellte sich heraus, daß uns die vorprogrammierte Reiseroute nicht völlig überzeugte. Außerdem zeigte eine überschlägige Kalkulation, daß die eigene Organisation auch noch einen Preisvorteil versprach. Deshalb erlaubten wir uns, die Idee in etwas abgewandelter Form unter eigener Regie in die Tat umzusetzen.
Die Vorbereitungen
Zu den Vorbereitungen gehörte zunächst eine fliegerische Bergeinweisung, denn wir wollten ja schließlich in die Rocky Mountains und unsere bisherigen Flugerfahrungen beruhten fast ausschließlich auf Fliegen im norddeutschen Flachland. So verbrachten wir ein angenehmes und zugleich lehrreiches Wochenende im Flugzeug zwischen Kempten-Durach, Davos, Innsbruck und Mittenwald.
Anschließend buchten wir einen kommerziellen Flug von Berlin nach Los Angeles und erfragten Charterpreise für Sportmaschinen am Orange County Airport in der Nähe von Los Angeles. Schließlich entschieden wir uns für - jedenfalls zeitweises Übernachten im Zelt, wozu ein Leichtzelt, sowie Leichtschlafsäcke und anderes nützliches Campingzubehör beschafft wurde. Nachdem auch Reisevisum und PPL-Verlängerung auf dem Tisch lagen, konnte nun der Tag X kommen, an dem wir unser ,,cleared for takeoff" erhielten.
Die Anreise
Am 29. August 1980 bekamen wir diese Clearance, zunächst jedoch nur indirekt in der Linienmaschine von Berlin-Tegel nach Frankfurt/M. Dort bestiegen wir eine Boeing 747 auf dem Wege nach New York, von wo uns eine DC 10 sicher nach Los Angeles beförderte. Dies alles zog sich über ca. 21 Stunden hin, so daß wir ziemlich ermüdet das Hotel nahe unserem Zielflugplatz in Santa Ana erreichten.
Der nächste Tag begann mit dem überraschenden Anblick von vielen hundert ( oder gar tausend ? ) geparkten Ein- und Zwei-Mots auf der Ramp des John-Wayne-Airports von Santa Ana, ein Anblick, der in Europa wohl nur zu besonderen Veranstaltungen, wenn überhaupt, zu genießen ist. - Hier ist es Alltag.
Der Checkout
Unser erster Weg führte uns zu Dick's Imperial Aviation, wo wir den uns als Betreuer genannten Mr.Glassbrenner trafen. Die nächsten Stunden vergingen wie im Fluge bei einem zwanglosen, aber dennoch für uns sehr informativen Gespräch über technische, meteorologische, rechtliche, navigatorische und kommunikative Probleme. Der touristische Aspekt kam dabei auch nicht zu kurz, wobei sich herausstellte, daß wir zufällig nun doch bei dem Veranstalter gelandet waren, der die Pauschalreisen anbot, die wir durch eigene Organisation umgangen hatten. Sogar Mr. Glassbrenner erkannten wir nun in dem Prospekt wieder, den wir zu Hause angefordert hatten. Er war offensichtlich erfreut darüber, daß wir von der Idee eines USA-Flug-Urlaubs Gebrauch machten, wenn auch in etwas anderer Form als er es sich ursprünglich vorgestellt hatte.
Nun kauften wir noch Kartenmaterial und - wie von erfahrenen Piloten empfohlen - Nahrungsmittel in Form von Konservenobst, Salzgebäck, Getränken, sowie zwei Gallonen Wasser. Dies ist als Notvorrat in den trockenen und heißen Wüstengebieten, die wir durchfliegen wollten, dringend anzuraten. Die brennende Sonne erinnerte uns eindringlich daran, auch Sonnenschutzmittel für die Haut einzupacken, sowie eine möglichst dunkel getönte Sonnenbrille zur Hand zu haben. Schließlich nahmen wir ,,unsere" Maschine noch unter die Lupe und waren erfreut, eine sehr gut gepflegte Cessna 172 mit dem Kennzeichen N5001E vorzufinden. Die elektronische Ausrüstung ließ nicht zu wünschen übrig: 2 * COM , 2 * VOR, ADF , ELT , Transponder und Glide Slope.
Dann verabredeten wir uns für den nächsten Tag um 8 Uhr 30 mit Mr. Glassbrenner für den obligatorischen Checkout. Dieser begann unter IFR-Bedingungen und führte uns zunächst on top über Los Angeles, von wo aus wir Kurs auf die trockenen Wüstenrandgebiete gleich hinter den Santa Ana Mountains nahmen. Der Check bestand aus Navigationshinweisen, dem Beherrschen von ungewöhnlichen Fluglagen, einigen Landungen in Corona mit zwischenzeitlichem Kuchenessen, Blindflugübungen, sowie einem ILS-Anflug auf Orange County Airport unter Aufsicht unseres Trainers. Insgesamt ein ca. 2 stündiges Programm, das uns beiden die Sicherheit und das volle Vertrauen in die Maschine gab, sowie dem Trainer die Entscheidung leicht machte, uns die Cessna 5001E für die nächsten drei Wochen anzuvertrauen.
Die Umschreibung meiner deutschen Lizenz
nahmen wir in Riverside ( ca 20 Flugminuten von Los Angeles entfernt )
im GADO vor. Dieser erfreulicherweise sehr unbürokratische
Akt dauerte nicht länger als 30 Minuten und endete mit
einem netten Plausch mit dem FAA-Beamten.
Die Tour
Nach diesen vorbereitenden Dingen hatten wir alles beisammen und machten uns nachmittags daran - nun auf uns selbst angewiesen -, die gelernten Dinge in die Tat umzusetzen.
Probleme tauchten im Sprechfunkverkehr immer wieder mal auf wegen der ungewohnten englischen Redewendungen, so daß häufig im Lautsprecher von ground oder tower ein ,,Cessna 0lE say again" zu hören war. Trotz des extrem dichten Verkehrs an diesem Flugplatz - es soll der Platz mit der zweitgrößten Verkehrsdichte der USA sein - blieben die Controller ( und Controlleusen ) immer freundlich und sagten alles again and again. So kamen wir auch relativ schnell in die Luft und steuerten einen kleinen Flugplatz hinter den Bergen an, der Perris Valley heißt. Wir wollten eigentlich nur dem Rat folgen, nicht vormittags aus der möglicherweise diesigen Ebene von Los Angeles starten zu müssen, sondern in der klaren Luft am Rande der Mojave Wüste unsere Tour zu beginnen. Zu unserer großen Überraschung war Perris Valley aber ein Mecca der Fallschirmspringer, auf dessen teilweise versandeter Startbahn sich zwei 40 Jahre alte DC3 abwechselten, um jeweils bis zu 30 Springer gleichzeitig in der klaren Abendluft in die Höhe zu transportieren. Für uns gerade aus Europa eingeflogenen schon ein faszinierender Anblick.
Auf der Suche nach demjenigen, der hier vom Boden aus manchmal auf der Unicom Frequenz (122.8 MHz) zu hören ist - ein Tower oder auch nur etwas entfernt ähnliches ist hier natürlich nicht aufzutreiben - fanden wir zwischen primitiven Sonnendächern, einem Swimming-Pool, diversem verschrotteten Fluggerät und ca 4 qm mühsam angelegter Wiese schließlich jemanden, der zuständig war. Auf unsere Frage nach einem Platz für unser Zelt bat er uns, doch die 4 qm Wiese zu schonen und statt dessen lieber einen etwa gleichgroßen dicken roten Teppich als Zeltplatz zu verwenden. Bis auf die Begegnung mit einer unangenehm großen behaarten, allerdings etwas schüchternen Vogelspinne hatten wir eine ruhige Nacht und waren am Morgen zu neuen Taten bereit.
Diese ergaben sich unter der heißen kalifornischen Sonne ganz zwangsläufig in Form von Baden im Pool abgewechselt mit Flugvorbereitungen und Kartenstudium. So nahm unser erster größerer Wüstenflug Form an, zu dem wir - wie für alle weiteren Etappen auch - einen Flugplan abgaben und sorgfältig alle uns zur Verfügung stehenden Informationen zusammentrugen. So starteten wir schließlich auf der Runway 33 in Richtung San Bernardino, um uns entlang des Highway 15 durch die Mojave Wüste nach Las Vegas zu franzen. Nach über zweistündigem Flug über öde Wüstenflächen, noch etwas unsicher über das Dämmerungsverhalten in dieser Gegend, entschlossen wir uns, vorzeitig in Baker zu landen. Nach einigen Abstechern über viele Kilometer ausgedehnte völlig ebene Salzseen lernten wir dann einen Flugplatz ganz besonderer Art kennen. Eine 1000 m lange, nachts automatisch beleuchtete Startbahn mit einem Vorfeld von wenigen Quadratmetern und einem Telefon. Dieser Wüstenflugplatz diente uns als Nachtquartier, denn da wir die einzigen Kunden - wahrscheinlich seit einigen Tagen oder Wochen - waren, errichteten wir unser Zelt direkt unter der Tragfläche unserer Cessna und nutzten das Bordlicht als Campingleuchte. Neben dem Reiz des Abenteuers konnten wir erfreut feststellen, daß diese Art des Reisens die Haushaltskasse ganz erheblich schont, denn Landegebühren kennt man hier nicht, und wo kein Campingplatz ist, gibt es auch keine Campinggebühren.
Spielen in der Wüste
Wegen der auch morgens schon brennenden Sonne packten wir früh unsere Sachen zusammen und meldeten uns über Unicom - wohl ohne, daß uns jemand zuhörte: "Cessna 5001E taking off runway 32". Als Ziel hatten wir uns Boulder City etwas abseits von Las Vegas gewählt, sahen uns jedoch zuvor das Tal des Colorado und den eindrucksvollen Hoover-Staudamm mit dem Stausee Lake Mead ausgiebig aus der Luft an. In der Ferne im leichten Dunst konnte man die Spielerstadt Las Vegas ausmachen. Die Landung (in Boulder City) war nun schon fast zur Routine geworden, desgleichen der Gang zum -kostenlosen- Telefon um den Flugplan zu schließen, die Maschine auftanken zu lassen und am Boden zu verankern. Nachdem wir ein Mietauto (das einzige im Ort) ergattert und ein Apartment gefunden hatten, standen zunächst das obligatorische Bad im Pool und dann die Fahrt ins nächtliche Las Vegas auf dem Programm.
Wer seine dimes, quarters und dollars fest in der Tasche hat, für den ist ein Gang zwischen den tausenden von einarmigen Banditen und anderen Spieltischen ein sicher lustiges Erlebnis, für den anderen mag er bei einem ohrenbetäubenden Klingeln und Rasseln mit einem Gewinn, meist wohl aber mit einem weniger geräuschvollen Verlust enden. Wie dem auch sei - man muß sie gesehen haben, diese künstliche, stellenweise paradiesisch anmutende Oase inmitten einer ausgetrockneten gelbbraunen öden Landschaft.
Auch der Hoover-Staudamm - ca. 50 km außerhalb von Las Vegas -verdient einen ausgedehnten Besuch. Eine Besichtigung der 1935 fertiggestellten Anlage ermöglicht einen kleinen Einblick in die großartige Leistung, die die Technik und die Techniker hier in einem ehemals völlig unzugänglichen Teil der Erde geleistet haben. Der von dem Damm aufgestaute Colorado bildet hier einen weitverzweigten riesigen künstlichen See, der als Freizeit und Erholungsgebiet dient. Richtig überschauen kann man ihn erst wieder aus dem Flugzeug, in dem wir am nächsten Tag zu dem schon lange erwarteten großen Erlebnis des Fluges durch den Grand Canyon starten.
Flug durch den Grand Canyon
Die Route führt über den Lake Mead flußaufwärts in Richtung Osten. Wir haben die Flugfunkfrequenz 123.05 MHz gerastet, die uns von den einheimischen Grand-Canyon-Piloten genannt wurde. Auf dieser inoffiziellen Frequenz setzen die Piloten im Bereich zwischen Las Vegas und dem Grand Canyon ihre Positionsmeldungen ab, um bei dem recht regen Verkehr im und über dem Canyon möglichen Gegenverkehr rechtzeitig zu erkennen. Auch wir halten uns an diese Vereinbarung während wir dem langsam ansteigenden Gelände folgend die immer tiefer werdende Canyonlandschaft bewundern -zunächst auf einer Flughöhe oberhalb der Hochebene. Nach einiger Zeit reizt die Tiefe des Canyons, und die Breite läßt es als ungefährlich erscheinen, die bisherige Flughöhe zu verlassen und sich in den Canyon hineinsinken zu lassen. Also ein Blick auf alle Instrumente : alles im grünen Bereich ! Noch mal hören ob das Triebwerk gleichmäßig und störungsfrei arbeitet - dann etwas Gas weg und der Sinkflug beginnt.
Schon ist die Hochebene hinter den Canyonrändern verschwunden, die VOR Anzeigen fangen an zu pendeln, bis sie schließlich abschalten. Die Maschine läuft aber einwandfrei, so daß wir weiter sinken. Die durchschnittlich 6500 ft hohe Ebene ist schon lange nicht mehr zu sehen, statt dessen erscheinen mehr oder weniger ebene Absätze an den Canyonwänden auf ca. 4000 ft Höhe. Diese bieten sich im Notfall als Landeplätze an. So gehen wir weiter hinein. Wir sind jetzt südlich von Tuweep und melden über Funk unsere Position: „Cessna 5001E, position Tuweep, heading east, altitude 3300 ft“. Wir sind jetzt so tief, daß selbst die 4000 ft Ebenen nicht mehr zu sehen sind; dafür ab und zu weiße Strände in den Flußwindungen. Obwohl die Canyonwände noch immer in sicherer Entfernung sind, glaubt man manchmal fast die Felsen mit den Tragflächen zu streifen. Tief unten beeindruckt der Colorado mit seinen breiten lehmfarbenen Wassermassen und unzähligen Stromschnellen. Mit etwas Glück kann man auch ein von hier winzig erscheinendes Floss auf dem Strom erkennen.
Von hier bis zum Grand Canyon Airport wird die Sprechfunkfrequenz 122.75 MHz verwendet. Wir kommen nun in einen Bereich mit vielen Windungen und entschließen uns, wieder etwas höher zu gehen. Also: Gas voll rein und in einen gleichmäßigen Steigflug trimmen. Leider ist die Steigrate nicht mehr berauschend; wir befinden uns wieder in ca 5000 ft und die Temperatur steigt auch immer weiter (es ist etwa High Noon), so daß die sogenannte density altitude wesentlich größer als die wahre Höhe ist. Nach einiger Zeit können wir wieder über die Kante auf die Hochebene sehen, und stellen anhand des jetzt wieder normal arbeitenden VOR fest, daß unsere Bodennavigation so exakt war, daß wir genau nördlich des Flugplatzes wieder "aufgetaucht" sind. Leider erblicken wir bei dieser Gelegenheit auch ein erhebliches Gewitter einige Meilen südlich des Platzes, so daß wir uns zur sofortigen Landung entschließen. So landen wir auf der 3 km langen hervorragend ausgebauten Bahn und lassen etwa eine halbe Stunde später einen kräftigen Gewitterregen auf uns niederprasseln.
Trimm Dich im Canyon
Die nächsten Tage sind für eine Erkundung des Grand Canyon zu Fuß reserviert. Wir lassen die Cessna 0lE am Flugplatz zurück und erkundigen uns nach Übernachtungsmöglichkeiten im Canyon. Diese sind von der Parkverwaltung auf knapp 100 Personen pro Nacht limitiert, und so haben wir Glück, am nächsten Tag - von der Warteliste abgerufen -einen Schlafplatz unter freiem Himmel in Indian Gardens zugewiesen zu bekommen. Ausgerüstet mit einigen Lebensmitteln, Wasser und Schlafsack geht also der lange Marsch durch die Canyon-Wände los und wird am Plateau-Point nach ca drei Stunden mit einem phantastischen Blick auf den Colorado belohnt. Die Sonne brennt hier erbarmungslos und das Wasser des Flusses ist immer noch rund 500 m unter uns. Die Nacht verbringen wir in der Nähe dieses Aussichtspunktes in der Oase Indian Gardens, die sich etwa 1000 m unterhalb des Hochplateaus und des South Rim befindet.
Am nächsten Tag ist ein Fußbad in den Fluten des Colorado geplant, das nach einem nochmaligen Marsch von gut zwei Stunden auch tatsächlich stattfindet, jedoch wegen der niedrigen Wassertemperatur sehr kurz ausfällt. Nach gut drei Stunden erreichen wir dann aber den Bright Angel Creek, einen Nebenfluß des Colorado, in dem ein Bad die Temperaturen wieder erträglich werden läßt. Die Atmosphäre hier unten am Colorado, ca 1500 m unterhalb der Zivilisation ist schon eindrucksvoll; jedoch drängt die Zeit, denn wir müssen bis zum Sonnenuntergang eben diese 1500 m wieder aufwärts geklettert sein, was bei der brennenden Sonne und der nach oben immer dünner werdenden Luft kein Kinderspiel ist. Nach acht Stunden Wanderung erreichen wir dann doch Grand Canyon Village und sind froh, uns nun richtig ausruhen zu können.
Nach dieser Trimm-Dich-Aktion lassen wir wieder das Triebwerk unserer Cessna arbeiten und erheben uns bei einer density altitude von 9500 ft ganz langsam in die Höhe, um noch einmal dieses grandiose Naturschauspiel aus der Luft zu genießen. Dann nehmen wir auf der Nordseite des Colorado Kurs auf Marble Canyon und Page. Wieder stehen einige lokale Gewitter über der Landschaft, durch die wir uns hindurchmanövrieren und schließlich in Page landen.
Gewitter zwingen uns ins Tal des Todes
Da sich die Wettersituation in den nächsten Tagen leider nicht ändert, geben wir unseren Plan zum Monument Valley zu fliegen auf und versuchen statt dessen mit Kurs Richtung Westen zum Bryce Canyon zu kommen. Zunächst scheint das auch zu gelingen, jedoch müssen wir kurz vor dem Ziel auch über diesem Nationalpark eine Gewitterfront zur Kenntnis nehmen und entschließen uns deshalb, gleich unser nächstes Ziel - das Tal des Todes - anzusteuern.
Nach einigen Zwischenlandungen zum Auftanken erreichen wir Death Valley Airport und landen dort gegen Abend, wobei unser Höhenmesser beim Aufsetzen 260 ft unter MSL anzeigt - ein merkwürdiger Anblick. Das hat aber seine Richtigkeit, denn hier liegt die Talsohle überwiegend unterhalb des Meeresspiegels, obwohl kaum Wasser aufzutreiben ist. Die Landschaft besteht aus riesigen trockenen Salzseen und unfruchtbarer Wüstenfläche.
Am nächsten Tag sehen wir uns die Umgebung aus dem Flugzeug näher an: bei einer Flughöhe von minus 150 ft MSL und normaler Reisegeschwindigkeit kann man leicht die sehenswerten Punkte wie Badwater (mit 282 ft unter dem Meeresspiegel der tieftste Punkt in der westlichen Hemisphäre), das Stove Pipe Wells Hotel, sowie die Sand Dunes und Devil's Cornfield erreichen. Andererseits muß man auf gut 5000 ft gehen, wenn man Dantes View und den Zabriskie Point an den Hängen der Randgebirge überfliegen will. Der Rundflug fällt relativ kurz aus, da die Temperaturen doch mehr zu einem Bad im Pool einladen, auch wenn das Wasser von der Sonne angewärmt nur mäßig erfrischt. Ein weiterer Tag in dieser ungewohnten Umgebung dient der Erholung.
Das Studium der entsprechenden Flugkarten zeigt uns, daß unser nächstes Ziel - der Yosemity Nationalpark - nur mit Umwegen von hier aus zu erreichen ist, denn die Sierra Nevada ist hoch und warm. So entschließen wir uns, die südlichen Ausläufer der Berge zu überfliegen und kommen so über China Lake und Kern Valley in die Küstenebene, wo uns der Victor Airway V459 in nördlicher Richtung zum Mariposa-Yosemity-Airport führt.
Wieder mieten wir einen der großen amerikanischen Straßenkreuzer (kleine Mietwagen sind meist nicht vorhanden ) und fahren noch abends in den Yosemity Park. Der nächste Morgen beginnt mit der unangenehmen Überraschung, daß der Wagen nicht anspringen will. Durch die Hilfsbereitschaft unseres freundlichen Campingnachbarn kommen wir aber dann doch vom Fleck und können den Park in all seiner Schönheit genießen. Auch hier vergehen mehrere Tage bis wir wieder zum Flugplatz zurückkehren und unsere Cessna in die Luft bemühen.
Stadt der Blumenkinder
Unser nächstes Ziel ist San Francisco mit der berühmten Golden Gate Bridge, der Gefängnisinsel Alcatraz und einem fast immer frühlingshaften Klima. Wir franzen uns von nordosten her an die große Bucht heran - zunächst über Industrie- und Hafengebiet. Schließlich erkennen wir in der Ferne zwischen den beiden Landzungen ein rotbraunes metallenes Bauwerk sich über das blaue Meer spannen, ein wunderschöner Anblick. Nach einigen Ehrenrunden über Golden Gate, sowie über Alcatraz und Downtown San Francisco nehmen wir Kurs auf den etwas südlich gelegenen Flugplatz Half Moon Bay.
Die nächsten Tage vergehen leider viel zu schnell in dieser reizvollen Stadt und ihrer wunderbaren Umgebung. Unsere besondere Beachtung finden die schnurgeraden aber extrem steilen Straßen der Stadt. Hier macht eine Stadtrundfahrt im eigenen Wagen oder auch mit der berühmten Cable Car viel Spaß. Darüberhinaus sollte man sich nicht den nördlich von Golden Gate liegenden Stadtteil Sausolito entgehen lassen. Dieser Künstlervorort mit seinem Yachthafen und seinen vielen meist europäischen Lokalen ist so gar nicht amerikanisch und spricht uns deshalb vielleicht auch besonders an. Weiter nördlich beginnen die sanften Hänge eines Weinanbaugebietes, dessen Produkte abends in den Weinlokalen von Sausolito an good old Germany erinnern. Die Namen der Weine sind häufig deutscher Herkunft, da hier unter der kalifornischen Sonne die ursprünglich aus deutschen Anbaugebieten importierten Weinreben gut gedeihen.
Entlang der Panamerikana
Leider müssen wir feststellen, daß unsere restlichen Urlaubstage gezählt sind und wir uns auf den Rückweg machen müssen. Ein Abschiedsrundflug über die Frisco Bay und Golden Gate - und weiter geht es nun nach Süden mit Ziel Los Angeles. Unterwegs legen wir noch einige Zwischenlandungen ein, so z.B. in Monterrey, von wo aus wir einen Abstecher nach Big Sur und dem Carmel Valley machen. Den letzten Tag verbringen wir in Santa Barbara und nehmen am Strand mit einem ausgiebigen Badetag im Pazifik Abschied von der kalifornischen Sonne.
Der letzte Hüpfer zum Orange County Airport bringt uns noch einen eindrucksvollen Blick auf die sich nahezu unendlich ausdehnende Großstadt Los Angeles mit ihrer typischen gelb-braunen Smog Glocke.
Die Rückreise
Nach den Erfahrungen der letzten drei Wochen bringen wir nun auch eine ziemlich routinierte Landung im Gedrängel an diesem Flugplatz zustande und werden von Mr. Glassbrenner herzlich begrüßt. Bei einem hervorragenden Dinner mit Spare Ribs gibt es viele Erlebnisse über die ca. 32 Flugstunden der vergangenen drei Wochen zu berichten.
Schließlich müssen wir aufbrechen, um pünktlich um Mitternacht vom LA International Airport mit Umsteigen in New York und Frankfurt am Main wieder nach Berlin zu kommen.
The End